Schulmediation und Streitschlichtung – Unser Konzept

Was bedeutet Streitschlichtung am Goethe-Gymnasium Kassel konkret?

Konflikte und daraus entstehende Streitigkeiten finden wir überall dort, wo Leben stattfindet. Es ist ganz natürlich, unterschiedliche Standpunkte zu vertreten und nicht immer einer Meinung zu sein. Wir umgeben uns gern mit Menschen, die unsere Interessen teilen, denn wir wollen uns verstanden fühlen. Es schützt uns augenscheinlich vor Kritik und davor, das eigene Handeln hinterfragen zu müssen. Es ist angenehmer, bestätigt als korrigiert zu werden. So erfahren wir dies gerade auch im Umfeld Schule, wo es um Leistungsbewertung geht. Wir vergleichen uns allzu gern mit anderen, grenzen uns voneinander ab und möchten gleichzeitig dazugehören, teilen wir doch über lange Zeit hinweg einen Ort und das Ziel, einen hochwertigen Schulabschluss erreichen zu wollen.

Damit wir „wir selbst“ sein können, gehört es auch dazu, zu lernen, seine eigene Meinung zu äußern und sich und seinen Vorstellungen Ausdruck zu verleihen. Immer dem allgemeinen Meinungsbild zu folgen, kann auf Dauer anstrengend sein, weil unsere Bedürfnisse auf der Strecke bleiben. Für die menschliche Entwicklung ist es daher wichtig, im Laufe der Zeit eine eigene Persönlichkeit ausbilden zu können. Damit dies gesund passiert, will auch Konfliktführung gekonnt sein: Wie wir mit Konflikten umgehen, liegt in unserer Hand. Möchten wir diejenigen sein, die sich Gehör über Lautstärke, Aggression und/oder Frustration verschaffen oder zu dem Teil gehören, welcher durch Argumente und vernünftiges Hinterfragen der Sache und Struktur punktet?

Was wir als gerecht empfinden, orientiert sich häufig an den eigenen Interessen. Daher können Betroffene „blind“ sein für das Lösen eines Streits aus eigener Kraft heraus. Es fehlt an Neutralität. Dadurch, dass wir selbst betroffen sind, fällt das Zugehen auf die Gegenpartei schwerer, als in der Betrachtung von außen ohne jegliche Emotionen.

Um in Konfliktlagen diesen „klaren Blick“ wieder erlangen zu können, kommen wir Streitschlichterinnen und Streitschlichter ins Spiel:

Wir am Goethe-Gymnasium Kassel unterstützen Vielfalt und fördern Gemeinschaft durch einen wertschätzenden, konstruktiven Umgang miteinander.

Wir haben nach einer einjährigen Ausbildung in Theorie und Praxis gelernt, Konfliktparteien im gesunden Streiten zu unterstützen.

Wir können helfen, Gedanken im Gespräch zu ordnen, Impulse zum Nachdenken zu geben, für den aggressionsfreien Ton am Gesprächstisch zu sorgen und eine Aussprache zu ermöglichen.

Wir bieten Raum, vertrauensvoll Dampf ablassen zu können und dabei gemeinsam mögliche Konfliktlösungen herbeizuführen.

Eine Lösung bedeutet dabei nicht immer, dass eigene Interessen durchgesetzt werden, sondern Kompromisse einzugehen, die das Miteinander am Lebensstandort Schule für sich und andere angenehm gestalten.

Wird ein Streit über lange Zeit hinweg durch hässliche Lästereien, üble Nachreden oder ständige Provokationen ausgetragen, so leiden nicht nur die betroffenen Konflikteigner darunter, sondern auch die Schulgemeinde. Es muss also in unser aller Interesse sein, Konflikte, die wir nicht ohne Hilfe lösen können, mit professioneller Unterstützung anzugehen.

Dies zeigt deine Stärke und dein Engagement, für unsere Schulkultur am Goethe- Gymnasium einzustehen.

Konflikte sind also gut für uns, solange wir sie in einer Weise austragen, die fernab von jeglicher Gewalt, Druck und Manipulation geprägt wird. Sie helfen uns, mehr Klarheit über unsere Bedürfnisse und Ziele zu bekommen.

Voraussetzungen für ein Streitschlichtungsgespräch bei „Goethe ohne Faust“

➢ Bereitschaft von BEIDEN Seiten aus, ein Gespräch mit einer Streitschlichterin/einem Streitschlichter zu führen
➢ Gewaltfreies Auftreten (keine Beleidigungen, kein Anschreien etc.)
➢ Offenheit, die Streitpunkte auszusprechen
➢ Akzeptanz dahingehend, dass unser Team keine Lösungen vorgibt, da mögliche
Lösungen von den Konfliktparteien selbst entwickelt werden sollen!
➢ Bewusst darüber sein, dass wir weder beraten noch werten! Wir geben den Rahmen
für ein Gespräch vor! Wie das Gespräch ausgeht, verantworten die Konfliktparteien
selbst.
➢ Konfliktoffener Ausgang
➢ Anmeldungsbogen ausfüllen und einreichen

Was unsere Schulstreitschlichterinnen und Streitschlichter leisten

• Schweigepflicht (Inhalte werden vertrauensvoll bearbeitet!)
• Allparteilichkeit (keine Konfliktpartei wird bevorzugt, „Goethe ohne Faust“ ist neutral
gegenüber jeglichen Sachverhalten, es wird niemand verurteilt)
• Einen sicheren Raum, der vor neugierigen Augen und Ohren schützt
• Methoden zur Konfliktbearbeitung
• Bei Regelverstößen darf die Bearbeitung abgebrochen werden
• Fälle, in denen unsere Neutralität nicht gegeben sein kann (enge Freundschaft),
müssen abgelehnt bzw. an eine andere Streitschlichtungsperson abgegeben werden
• Fälle, die in die Bereiche Sucht, Kriminalität, häusliche Gewalt oder psychische
Probleme fallen, müssen nur an anderen Stellen (Schulpsychologie, Frau Beck, BFZ Frau Fischer, Seelsorge etc.) bearbeitet werden.