Dirk Schlegel berichtete uns von seiner Flucht aus der DDR aus Liebe zum Fußball
Junge Menschen sind oft bereit, für ihren Sport große Opfer zu bringen. Das wissen viele Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums aus eigener Erfahrung. Immer wieder entscheiden sich einige von ihnen, von zu Hause auszuziehen und in ein Sportinternat zu gehen. Wenn man sich aber entschließt, für den Sport Familie und Freunde zurückzulassen, ohne zu wissen, ob man sie jemals wiedersehen wird, zeugt dies von ganz besonderer Leidenschaft.
Der DDR-Fußballer Dirk Schlegel hat genau das getan und uns vor großem Publikum davon berichtet, wie er als junger und talentierter Sportler vom Staat daran gehindert wurde, eine Karriere als Fußballer zu verfolgen. Weil seine Familie Verwandtschaft beim „Klassenfeind“ in Westdeutschland hatte, wurde Schlegel von allen nationalen Fördermaßnahmen ausgeschlossen. Die Verbitterung darüber wuchs immer mehr und so setzte er alles auf eine Karte: Mit seinem Freund Falko Götz setzte er sich 1983 nach einem Europapokalspiel im damaligen Jugoslawien von seiner Ost-Berliner Mannschaft ab und floh mit Hilfe der bundesdeutschen Botschaft in Belgrad in die Bundesrepublik. Schlegel berichtete, wie die Angst die beiden jungen Fußballer begleitete, nicht nur auf der Flucht im Taxi und im Nachtzug nach München, sondern auch noch später, als sie fürchten mussten, dass der lange Arm der Stasi nach ihren Familien in der DDR und auch nach ihnen selbst in der BRD greift. Der Traum von der Karriere als Fußballprofi erfüllte sich aber. Dirk Schlegel spielte unter anderem für den VfB Stuttgart und für Bayer Leverkusen.
Die Schülerinnen und Schüler erfuhren so am Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes den Wert einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung aus erster Hand. Und manch einer fasste noch den Mut, den mittlerweile als Trainer und Talentscout tätigen Schlegel in den eigenen Verein einzuladen.
Bildquelle: Katja Kluge
